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Auf den Spuren von Hermann Wolf
„Auf den Spuren“ auch deshalb, weil man trotz längerer und gründlicher Recherchen nur einen überschaubaren Anteil des Wesens und Schaffens von Hermann Wolf widerspiegeln kann. Am weitgehendsten können das noch die Erinnerungen seiner Kinder an die gemeinsam erlebten Jahre, die Berichte über die Ausstellungen und seine umfangreichen künstlerischen Werke, die der Handwerker, Lehrer und Künstler uns hinterlassen hat.
Wenn eine Person in diesem Tal neben dem normalen Namen zusätzlich einen „Rufnamen“ bekommt, ist es meist mehr eine Auszeichnung als nur eine nähere Bezeichnung. Beim „MalerHermann“ ist die damit verbundene persönliche Anerkennung besonders ausgeprägt.
Seine künstlerische Ausbildung begann Anfang der Dreißiger Jahre einerseits in einer Zeit mit vielfältigen Strömungen und Entwicklungen der Modernen Kunst, aber auch ausgeprägten politisch beeinflußten und gesteuerten Zeiträumen. Die daraus folgenden Kriegszeiten ermöglichten ihm auch nicht gerade eine freie Kunstentwicklung.
In den Nachkriegsjahren nach 1947 mußte der Malermeister und Familienvater Hermann Wolf zunächst mit Anstreicher- und Malerarbeiten für den Unterhalt sorgen. Aber in seinem Inneren bestand jederzeit der Wunsch und Drang zur Ausführung künstlerischer Gestaltungen.




Bild 3: MalerHermann ca. 1980 Bild 4: … wie man ihn kannte!
Erst in den weiteren Jahren konnten sich daher zunehmend die eigenen künstlerischen Ausprägungen entwickeln und festigen. Allerdings hatte er sich nicht einer bestimmten Kunstrichtung verschrieben oder darauf festgelegt. Er nahm verschiedene Strömungen aufmerksam wahr, auch über Kontakte zu Künstlerfreunden mit modernen, zeitgemäßen Ausrichtungen. Neben seinen zeichnerischen und malerischen Experimenten zeigte sich zunehmend ein gewisser malerischer Schwerpunkt dadurch, dass der „MalerHermann“ seine Natur- und Heimatliebe mit Motiven aus der Natur zum Ausdruck brachte. Dabei zeigte sich zunehmend, dass die AquarellMalerei seine bevorzugte Technik war, mit der er abstrakte Anklänge mit realistischen Darstellungen verbunden hat.
Über das Leben und Schaffen von Hermann Wolf haben Anneliese Eisenhuth-Greve (1), Rainer Kutscher (2) und Wolfgang Bertram (3) bereits ausführlich geschrieben. Diese Lektüre kann ich nur nochmals empfehlen.
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Mein Anliegen ist es, möglichst viele Abbildungen seines Schaffens zu zeigen. Das hat einen großen Vorteil: „
Bilder sagen mehr als tausend Worte“.



Als ich den „MalerHermann“ Ende der 1950-iger Jahre im Lerbacher Mühlental zufällig getroffen habe, war er auf dem Weg in die Lerbacher Natur, um eines seiner überzeugenden Landschaftsbilder zu malen.
In der Privatsparkasse Lerbach war nach 1955 ein Aquarell mit dem Blick vom Mariensblick und der Roten Sohle auf den Clausberg und zu den Heidelbeerköpfen ausgestellt. Dieses Bild hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen und das Interesse für Kunst allgemein und die weiteren Bilder und Arbeiten des Künstlers schon früh geweckt
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In handwerklicher Hinsicht war Hermann Wolf damals schon gezielt an anspruchsvollen Malerarbeiten in und an besonderen Gebäuden interessiert.
Die malerische Restauration der Schachtrupp-Villa in Osterode, aber insbesondere die Ausmalung der Lerbacher Kirche mit harmonischen, neuen farblichen Nuancen unter Wahrung des ursprünglichen AusmalungsKonzeptes sind Marksteine und besondere Beispiele seines umsichtigen Schaffens. Indem er die bis dahin vorherrschende farbige Ornamentik durch taubenblaue und weiße Farbgebung aufhellte, wurde das gesamte Kirchenschiff in der Lerbacher Kirche umfangreich ausgemalt.
Zur Einweihung der renovierten Kirche schrieb der Osteroder Kreisanzeiger:
„Den alten Motiven getreu wurde großartige handwerkliche Arbeit durch den Malermeister Wolf und Gesellen verrichtet. Der Unterton ist in ansprechendem Grau gehalten. Die roten, dunkelgrauen und goldenen Absetzungen gefallen sehr, und das strahlende Weiß erhellt den Raum, dessen gewölbte Decke mit zartem Blau nach oben abschließt.“
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Ebenso in diese Zeit fallen die damals gestalteten Glasfenster, die noch aus dem Geist der früheren kirchlichen Entwicklung stammten und Momente aus der Arbeitswelt der damaligen jüngeren Vergangenheit und Gegenwart nachempfunden haben.
Galerie: Glasfenster



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An öffentlichen Gebäuden war es damals oft üblich, einen künstlerischen Akzent zu setzen und an den AussenFassaden sogenannte Sgraffitos in Stucktechnik und in Innenräumen Wandmalereien anzubringen.
Galerie: Sgraffitos (Stucktechnik) und Wandmalereien












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In den 1950er und 1960er Jahren hat der MalerHermann aber auch Wandmalereien ausgeführt, die man nach wie vor vorfinden kann. Wer auf den Acker wandert, kann in der Hanskühnenburg ebenso ein Wandgemälde betrachten, wie an verschiedenen anderen Oberharzer Orten. Besonders in Erscheinung treten auch die Wandgestaltungen im Lerbacher Hotel Sauerbrey, sowohl im Wellness-Bereich, als auch in der Gaststube mit einem besonders typischen Harzer Motiv.

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Das örtliche Vereinsleben in Lerbach findet über viele Jahrzehnte sehr intensiv in einem Club-Raum beim „Trost“ (Hotel Sauerbrey) statt. Mit Singstunden, Ortsrats-Sitzungen und vielen anderen Vereinstreffen – und der „MalerHermann“ ist mit seinen Bildern, die den Raum schmücken, immer dabei gewesen.




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Es gibt wohl kaum einen Künstler, der nicht auch Blumenbilder gemalt hat. Das schult den Blick für die natürlichen Schönheiten. Aber vom Harzer Fingerhut hat er besonders viele beeindruckende Varianten gezaubert.
Galerie: Blumen






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Bevor man sich an Portraits heranwagt, muß ein Maler schon den Mut und die Fertigkeit entwickelt haben, Details, Schwächen und Stärken, Besonderheiten und Charakter zu erkennen und überzeugend mit „dem inneren Gehalt menschlichen Wesens“ (Prof. Gottfried Schüler, 1993) darzustellen. Das hier zuletzt gezeigte Bild hat mich besonders beeindruckt: Ich ahne, wer hier dargestellt ist …
Galerie: Portraits






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Landschaften zu zeichnen oder zu mahlen setzt voraus, dass Künstler sich mit vielen Details auseinandersetzen. Nicht nur markante Blicke auf die jeweilige Gegend mit ihren Details und ihrer Gesamtheit, sondern auch wechselnde eigene Stimmungen, natürliche Lichtwechsel und unterschiedlichen Wolkenbildungen schaffen ständig neue Eindrücke.
Galerie: Landschaften, allgemein

































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Das, was man Heimat nennt, liegt jedem besonders am Herzen. Und so ist beim Maler Hermann Wolf ganz stark seine Verbundenheit zur Harzer Landschaft in den unterschiedlichsten Bildern zum Ausdruck gekommen. Es sind meist keine wirklichkeitsgetreuen Wiedergaben, sondern beinhalten oft experimentelle Impressionen mit Farben und Formen. Wir können uns seine leicht abstrahierten Bilder mit realistischem Anklang ansehen und immer wieder die tiefen Empfindungen und Stimmungen vom „MalerHermann“ erahnen.
Galerie: Landschaften, Harz





















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Ausstellungen:
Für Künstler ein entscheidendes Forum und Hermann Wolf war auch damit sehr aktiv.
07.1956: Goslarer Museum: Ausstellung Harzer Künstler
02.1961: BBK Bund Bildender Künstlerinnen und Künstler
07.1968: Stadthalle Clausthal-Zellerfeld: „Hermann Wolf und sein Schaffen“
01.1977: Rathaus-Galerie Bad Harzburg
07.1977: Domänenhof, Bad Gandersheim: Harzer Künstler stellen aus
04.1985: Volksbank Osterode am Harz
09.1988: Kunstkreis-Mitglieder Osterode stellen aus
08.1989: Rittersaal Heimatmuseum, Osterode: Lore Rosenbach und Hermann Wolf
04.1993: Galerie Etzold am Kornmarkt, Osterode
09.1993: Grossesche Buchhandlung, Clausthal-Zellerfeld
08.1994: Galerie Hoffmeister & Reiff, Clausthal-Zellerfeld: „Lebensruf“
04.2011: Rittersaal des Osteroder Museums: „Hermann Wolf – Ein Leben mit der Kunst“.
Diese umfangreiche Ausstellung zeigte ca. 80 Arbeiten des Künstlers. Sein Sohn Joachim Wolf hat diese Ausstellung aus dem Schaffen seines Vaters von mehr als 60 Jahren zusammengestellt und organisiert.
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Im Ratssaal des Kornmagazins in Osterode am Harz sind diese vier Bilder von Hermann Wolf ausgestellt. Sie zeigen vielen Menschen, die mit uns und für uns täglich empfinden, denken und handeln eine Dorfansicht in Lerbach und die Osteroder Vorharz-Landschaft – eine wirklich liebenswerte Gegend.




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Hermann Wolf im Vorharz – nach 1995Es war für Hermann Wolf in den handwerklichen Jahren seines Lebens eine Art gewünschte und angestrebte Brücke zur Kunst, als er nicht nur zuhause seinen eigenen Kindern, sondern einige Jahre im Schuldienst in Clausthal-Zellerfelder Schulen auch weiteren Heranwachsenden die Augen und einige Fertigkeiten für die Kunst öffnen und ermöglichen konnte.
Während seiner künstlerischen Arbeiten gab es – wie offenbar bei jedem Künstler – auch Situationen, dass man mit seiner Arbeit einfach unzufrieden war und nicht weiterkam. Dann gab es die eine und andere Situation, dass seine Frau Anneliese ihm den Rat gab: „Lass doch mal die Jane (Tochter Juliane) drauf schauen …“. Auch daraus hat sich eine enge Verbindung zu ihr ergeben.
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Neben seinem Schaffen als Handwerker und Künstler war es ihm immer ein wichtiges Anliegen, auch für die Allgemeinheit Aufgaben zu erfüllen und seine Lebenserfahrungen einzubringen. Im Lerbacher Ortsrat zeigten sich die ausgeprägten sozialen Haltungen zu den anstehenden Aufgaben und auch im Lerbacher Kirchenvorstand hat er jeweils über viele Jahre mit tiefen Überzeugungen seine deutlichen Dienste geleistet.
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Eines der letzten Fotos von Hermann Wolf zeigt den Künstler Hermann Wolf in einer weiten Landschaft des Harzer Vorlandes. Wie so oft bei allem Humor, den er hatte – nachdenklich und mit Weitblick …
„Neugier im positiven Sinne halte ich für eine wichtige Voraussetzung für eine kreative Arbeit.“
(Zitat: Hermann Wolf, 08.1989: Ausstellung Rittersaal Heimatmuseum, Osterode)
„… ein ernst zu nehmender Arbeiter im Weinberg der Bildenden Kunst“
(Zitat: Prof. Gottfried Schüler, Künstlerfreund, 04.1993: Ausstellung Rittersaal Heimatmuseum, Osterode)
„In seinen Bildern spiegelt sich sein Respekt vor der Natur und den Menschen“
(Zitat: Wolfgang Dernedde, Ehrenbürgermeister Osterode, 04.2011: Museum im Ritterhaus, Osterode)
Gelebter Humor: „Ja, ganz schön, wenn nur die viele Singerei nicht wäre.“
(Zitat: Hermann Wolf, nachdem sein Freund und Chorleiter Hermann Blume ihn fragte, wie es ihm als neuer „Sangesbruder“ im Gesangverein gefällt:)
“Seine Wurzel fanden sich im deutschen Im– und Expressionismus. Stillleben, Wappen, Portraits und Landschaften sprechen eine meisterliche Sprache in Farbe, Form und Atmosphäre.“ … (Zitat: 10.1998: Goslarsche Zeitung, Nachruf)
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Wo seine Bilder auch überall hängen, seine Betrachter erfreuen und beeindrucken, ist mir nicht so genau bekannt. Einige Bilder hängen im Lerbachtal, aber auch in Buntenbock, Berlin, Münster, Hannover, Düsseldorf und sogar in Mexico befinden sich seine Malereien. Die Bilder sind Zeugnisse eines Menschen, der wirklich überzeugend einerseits für die Kunst und sein Handwerk gestaltet und geschaffen hat, andererseits für seine Familie und Freunde ein verläßlicher Partner gewesen ist. Menschen, die ihn erlebten und seine Bilder und die anderen Arbeiten betrachten, behalten ihn aus guten Gründen in guter Erinnerung.
Die gezeigten Abbildungen zeigen dennoch nur einen Teil der Arbeiten vom „MalerHermann“. Er hat auch bei Festen und Jubiläen immer mal Bilder verschenkt. Es gibt also noch etliche Gemälde, die im Verborgenen sind. Vielleicht kommen ja noch mehr Abbildungen davon ans Tageslicht und können gezeigt werden.

Derzeit hängt bei mir im Haus ein Aquarell vom „MalerHermann“ mit einem Motiv der typischen Oberharzer Landschaft. So bleibe auch ich weiter auf den Spuren des Hermann Wolf.
Beste Grüße
Wolfgang Gärtner
www.interform.de – gaertner@interform.de – 0211.403411
Hiermit erkläre ich, dass evt. Fehler bei den Quellenangaben unbeabsichtigt sind.
Quellennachweis:
(1) Anneliese Eisenhuth-Greve, Lerbacher Heimatblätter, Heft 11,1999
(2) Rainer Kutscher, Lerbacher Heimatblätter, Heft 42, 2014
(3) Wolfgang Bertram, Lerbacher Heimatblätter, Heft 51, 2021
Besonderer Dank geht an alle Beteiligten, die zu diesen Recherchen beigetragen haben.
Alle Fotos Juliane Hauve, geb. Wolf (JH), wenn nicht anders bezeichnet.